Laut Software Developer Times wird Microsoft das hauseigene, im April als DIS 29500 von der ISO standardisierte Format OOXML erst in Version 14 seiner Office-Suite implementieren. Statt dessen wurde ein Update für Office 2007 angekündigt, das eine native Unterstützung von ODF bringen und im kommenden Jahr erscheinen soll.

Was bewegt Microsoft zu einem solchen Schritt nach all den Jahren, in denen MS sich standhaft dem freien und offenen Standard verschlossen hat? Zur Erinnerung: die Begründung der Redmonder, warum ein weiteres Dokumentenformat benötigt würde, war, dass der Funktionsumfang von ODF unzureichend für den Einsatz im geschäftlichen Umfeld sei. Ist er das jetzt nicht mehr oder vielleicht nie gewesen?

Zwei plausible Erklärungen fallen mir für diesen Schritt ein:

  1. Bereits seit einigen Jahren streben einige Regierungen und Verwaltungen eine Migration zu standardisierten Dokumentenfomaten an (z.B. Massachusetts). Möglicherweise wird der Druck aus dieser Richtung mittlerweile tatsächlich groß genug, Microsoft zu zwingen von seinen proprietären doc und xls Formaten abzuweichen. Gleichzeitig drängt sich mir der Eindruck auf, dass das mit aller Gewalt als Standard durchgeprügelte OOXML selbst für Microsoft zu aufwändig zu implementieren ist (das, was Office 2007 derzeit als »docx« abspeichert, hat nicht mehr viel mit dem letztendlich verabschiedeten Format zu tun). Schließlich war ja die steigende Nachfrage nach der Unterstützung standardisierter Dokumentenfomate der Anlass ein Konkurrenzprodukt zu ODF mit dem Etikett der ISO auf den Markt zu bringen.

  2. In der Vergangenheit hat Microsoft wiederholt offene Standards adaptiert und anschließend so weit nach eigenem Ermessen so weit modifiziert, dass die Kompatibilität auf der Strecke blieb (z.B. die Interpretation des IE von HTML oder LDAP, das zu Active Directory mutiert wurde). Eine MS-eigene Interpretation von ODF könnte dieses Format extrem schwächen, da andere Hersteller (die entsprechend schlecht dokumentierten) Änderungen nachvollziehen müssten, um »MS-ODF« verarbeiten zu können.

Ich bin sehr gespannt, was letztendlich passieren wird — Bewegung scheint allemal in den so festgefahrenen Markt der doc-Dateien zu kommen.

[via Slashdot]