Sehr geehrte Frau von der Leyen,
mit großem Interesse verfolge ich die von Ihnen initiierte Debatte um die Sperrung von Kinderpornographie im Internet. Es wird wirklich Zeit, dass etwas getan wird, um diesem abscheulichen Verbrechen Einhalt zu gebieten. Dass Sie sich bei Ihrem Vorhaben nicht von ein paar undifferenzierten Kritikern aus der Ruhe bringen lassen und sich unbeirrt und kompromisslos für die Belange der schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft — der Kinder — einsetzen, verdient allerhöchsten Respekt und volle Unterstützung.
Wie Ihnen zweifelsohne bekannt ist, nutzen Pädokriminelle jedoch nicht nur das Internet, sondern missbrauchen in zunehmendem Maße den Postweg, um Bilder und DVDs ihrer Gräueltaten zu verbreiten. Es ist abzusehen, dass diese Entwicklung einen weiteren dramatischen Sprung nach oben erfahren wird, sobald die Datenautobahn der Kinderpornographie erst einmal geschlossen ist. Wir als zivilisierte Gesellschaft, die Kinderpornografie ernsthaft ächtet, darf nicht tolerieren, dass jeder diese Bilder und Videos vergewaltigter Kinder ungehindert verschicken kann! Es ist nicht hinzunehmen, dass Post-Unternehmen Jahrhunderte lang untätig geblieben sind, während sie Drohbriefe, Hetzschriften, Briefbomben und Kinderpornos widerspruchslos ausgeliefert und sich daran bereichert haben.
Damit muss Schluss sein — Das Postwesen ist kein rechtsfreier Raum!
Ich appelliere daher an Sie: bleiben Sie nicht auf halbem Wege stehen. Setzen Sie Ihre Bemühungen weiter fort und schließen Sie auch die Postautobahn der Kinderpornographie!
In einem ersten Schritt sollten zunächst die Adressen aller polizeilich bekannten und mutmaßlichen Pädophilen an die Post-Unternehmen weitergeleitet werden. Diese müssen dazu verpflichtet werden, Sendungen an diese Kriminellen nicht mehr direkt zuzustellen, sondern dem BKA zu übergeben. Die Betroffenen können sich ihre Sendung wenige Tage später nach einer entsprechenden Überprüfung bei einer Polizeidienststelle in ihrer Nähe abholen.
Diese Maßnahme kann selbstverständlich nur der Anfang sein. Um die Verbreitung von Kinderpornos auf dem Postweg gänzlich zu verhindern, müssen die Post-Unternehmen dazu verpflichtet werden, den Inhalt sämtlicher Sendungen zu untersuchen (eine so genannte »Tiefe Ausführliche Paketinspektion« durchführen). Die Unterstützung Ihrer Parteikollegen dürfte Ihnen gewiss sein — schließlich ließen sich auf diese Weise auf einen Schlag zehntausende Arbeitsplätze schaffen. Zugegeben, der Versand eines Briefes würde dann 1€ kosten, aber wo kämen wir hin, wenn uns allen der Schutz der Kinder nicht 45 Cent wert wäre.
Wer meint, dass das Telekommunikations- oder Briefgeheimnis höher einzuschätzen sei, als das Recht auf die Würde und die körperliche Unversehrtheit unserer Kinder, hat ganz offensichtlich jegliche moralischen Wertemaßstäbe verloren. Jedes verschickte Bild und jede verschickte DVD verlängert die Schändung der hilflosen Kinder. Zögern Sie nicht länger und werden Sie aktiv!
Disclaimer: Nur falls es jemand nicht mitbekommen haben sollte: Ja, dieser Text ist als Satire aufzufassen.
Ihr seid eingeladen, diesen Text in euren Blogs zu übernehmen. Über einen Link auf meine Seite würde ich mich freuen.
[Update 24.06.09: Weitere offene Briefe finden sich bei datenschutzbeauftragter-online.de und Nichts als die Wahrheit]
Man könnte lachen, wenn es nicht zum heulen wär…
Toller Artikel :-)
erinnert mich irgendwie an einen Artikel den ich in mein Blog gestellt hatte.
Bei mir ging es nur um ein Fahrverbot, um in der Analogie der Datenautobahn zu bleiben ;-)
http://www.presseschauer.de/?p=342
Vollkommen logische (weil korrekte) Parabel. Ich hätte allerdings die “deep packet inspection” mit einer “ausführlichen Paketinspektion” übersetzt. Vielleicht findet sich dafür (und für anderes) auch noch eine passende stasi-Vokabel. Irgendetwas um “Erkenntnisermittlung”, “abschöpfen” etc.. (http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Special%3ABookSources&isbn=9783525340127 koennte da eine feine Quelle sein)
@Martin
Die Deep Packet Inspection hatte ich aufgenommen, weil zu befürchten ist, dass diese aufgrund der bemängelten Wirksamkeit der Sperren der nächste konsequente Schritt sein wird (siehe Fefes Statement dazu) und nicht um unmittelbare StaSi-Vergleiche aufzubauen (das darf der geneigte Leser selber tun, wenn er mag). Deine Übersetzungsvariante übernehme ich aber gerne.
Ich weiß nicht ob das nicht bald real werden wird. Aber was ist wichtiger: das Recht der Kinder auf körperliche und seelische Unversehrtheit oder das Recht auf Datenschutz. Das kann man nicht abwägen und eine verantwortlich handelnde Regierung MUSS beides in Einklang bringen. Die Jetzige versagt bei beiden Aspekten.
Mir ging es mit diesem Artikel vor allem darum, die geplanten Sperrmaßnahmen auf den Alltag zu übertragen. Vielen Menschen ist leider überhaupt nicht bewusst, was da eigentlich passieren soll. Die Forderung nach flächendeckender Kontrolle von Postsendungen würde (zurecht, wie ich finde) eine deutlich heftigere öffentliche Debatte in der Gesellschaft auslösen, die ich bei den Internetsperren stark vermisse.
Was mir persönlich bei der ganzen Argumentation für die Einführung der Sperrmaßnahmen am meisten sauer aufstößt ist die Tatsache, dass bis heute nicht im Ansatz fundiert dargelegt worden ist, wie durch gesperrte Internetseiten auch nur ein Kind weniger misshandelt wird. Die oft angeführte Theorie, dass es Menschen gibt, die Kinder missbrauchen um damit Geld zu verdienen und damit aufhören, sobald ihre Konsumenten die Seiten nicht mehr erreichen können, entbehrt jeglicher Grundlage und wird von Experten stark angezweifelt. Eine bloße Vermutung ist keinesfalls eine geeignete Grundlage für ein Gesetz, das Grundrechte einschränkt.
Also ich finde den Brief auch echt toll. Aber ich habe überlegt, wie man den Vergleich mit dem Postweg aushebeln oder anderswie zerstören könnte – mir ist da nichts eingefallen! Verdammt, es passt einfach. Und das macht einem tatsächlich schon wieder Angst.
Satire?
Ich hoffe doch, daß es genau so kommt…
Ja, Satire ist etwas Feines: “StUrsula und ihre Zwillingsschwester SpUrsula lassen Straßensperren in Thailand errichten, damit deutsche Pädophile keine Möglichkeit haben, Kontakte zu thailändischen Kindern zu knüpfen. Den beiden ist wirklich einzig und allein daran gelegen, dem Wohl thailändischer Kinder zu dienen. Der große Erfolg durch Internetsperren gegen die OIP, die organisierte internationale Pädophilie, ermutigten StUrsula und SpUrsula an den lokalen Behörden vorbei zum alles entscheidenen Schlag gegen den sexuellen Mißbrauch von Kindern auszuholen und die organisierte Kriminalität endlich zu zerschlagen.
Damit machen die beiden den riesigen Imageverlust wieder wett, den die rote ZensUrsula und ihre Partei erlitten haben. Durch ein fürchterliches Mißverständnis verloren 134.015 Bundesbürger* den Verstand, als sie eine Petition gegen Indizierung und Sperrung von Internetseiten mitzeichneten.” usw. usf.
Hans Kolpak
bloggt mit Links alles, was recht ist.